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Ich war hundemüde. Und ich konnte nicht schlafen. Jedenfalls nicht lange. Ich bin um 22:30 Uhr in die Falle geschlichen
und ab zwei Uhr war ich fit wie ein Turnschuh. Also schüttete ich mir einen Kaffee nach dem Anderen rein um wenigstens den Morgen zu überstehen. Um vier wurde ich dann von Reinhard (in
Zukunft Reini genannt) mit seiner Mercedes C-Klasse abgeholt. Die Birgit war unser Co-Pilot. Dann trafen wir uns mit der restlichen Meute und kamen so gegen 4:30 Uhr in die Gänge. Wir hatten
noch die Mercedes M-Klasse von Michaels Vater, in der sich noch Mirjam, Roman und Steffi eingerichtet hatten und Jörgs Ford Mondeo in dem der Thomas (ab sofort Otti genannt) und die Alex
mitfuhren. Alle drei Autos hatten wir mit Handsprechfunkgeräten a la Aldi ausgerüstet und das war Gold wert. Kann ich nur weiter empfehlen.
Nun, was soll ich von einer elf Stunden langen Autofahrt erzählen? Es war langwierig, nicht enden wollend und schon in den frühen Morgenstunden wahnsinnig …. anstrengend. Irgendwann ab fünf fing es nämlich an in meiner Magengegend zu rumoren. Die Unmengen Kaffee bereiteten in meiner Darmflora einen Putsch vor. Jetzt hätte ich natürlich sagen können: „Haltet an, ich muss mal wohin.“ Aber fünf Minuten vor den ersten widernatürlichen Darmaktivitäten hatten wir bereits eine Toilette wegen Jörg angefahren. Und der musste sich einiges anhören, von wegen Minniblase, Turboniere, Hosentröpfler und so weiter. Natürlich war auch ich dort mit meinen bissigen Kommentaren nicht zimperlich, was ich ja dann auch bitter büßen musste. Zunächst habe ich also nichts gesagt und auf der Rückbank des Mercedes einen einsamen aber brutalen Kampf gegen die schweißtreibende Koffeinmafia geführt. Nach einer dreiviertel Stunde erkannte ich aus meinen geschwollenen Augen ein WC Schild. Aber ich konnte nicht sprechen. Ich war wie erstarrt. Jede vorhandene Energie floss in den Schließmuskel. Als wir an dem Klo vorbei waren, kam ich kurz zu Luft und äußerte in sehr gepresster Anspannung meinen Wunsch nach einer Toilette. Alle waren einverstanden. Hätte der Reini gewusst, das ich kurz vor der Explosion stehe, wäre er etwas mehr auf das Gas getreten. Schweiß stand mir auf der Stirn, die Augen geweitet, mein Unterleib eine einzige Verkrampfung und jedes gottverdammte Schild was am Auto vorbei flog zeigte Irgendwas an, nur kein WC. Als ich dann bereits bunte Farben vor den Augen hatte und rosarote Elche in meinen Ohren den Königsjodler röhrten, fuhren wir von der Autobahn ab und da war es dann: der wunderbarste Anblick den man sich in meinem damaligen Zustand vorstellen kann. Die weichen glänzenden Rundungen einer (gottseidank) frisch geputzten Edelstahltoilette, in der sich das harte Neonlicht angenehm widerspiegelt. Was für eine Erlösung! Jetzt konnte der Urlaub nur noch besser werden, egal was passierte.
So, jetzt hab ich lange genug über mein Darmproblem geschrieben, kommen wir zum Rest der Reise. Wir fuhren also von
Augsburg aus Richtung Bodensee, dann durch die Schweiz nach Italien und von dort zu den Franzosen. Bei den Italienern und den Franzosen kann man seinen Wagen nicht wirklich ausfahren, denn
dann muss man schon wieder bremsen und Kleingeld in den geldgierigen Trichter einer Mautstation werfen.
Lange Rede, gar kein Sinn: um 16 Uhr sind wir in Le Lavandou angekommen und haben nach längerer Suche in dem Saukaff auch die Agentur gefunden, an der wir den Schlüssel für unser Häuschen bekamen. Nachdem wir dort mit verkrümmten Rückrad und etwas angefressener Stimmung (die ewige Autofahrt zollte ihren Tribut) ankamen, hellten sich die Gemüter jedoch schnell wieder ob des schönen Hauses auf. Jetzt musste man nur noch die Koffer und die Tonnen an Proviant hoch schleppen, um dem Rücken den Rest zu geben. Die Zimmer wurden flugs und ohne mein Zutun aufgeteilt, und so landete ich mit dem Michael im so genannten „Studio“. Das „Studio“ war auf der untersten Ebene des in den Hang gebauten Bungalows. Unsere Terrasse ging direkt an den Pool und wir hatten ne eigene Küchenzeile. Das war das positive. Dann hatten wir ein Klo mit Dusche und die Franzosen haben es sogar geschafft in die 1,5 qm noch ein Waschbecken zu quetschen. Dann war da noch ein 1,6 Meter langes Bett, in dem es sich der Michael eine Woche lang „gemütlich“ gemacht hat. Und ich schlief auf einer Klappcouch die einen dermaßen ekligen, versifften, verdreckten, verschleimten, verkeimten Überzug hatte, dass ich mir allen ernstes Gedanken über eine alternative Wohnstätte im Freien machte. Nun, nach der Entsorgung dieses Teils hieß unser Studio dann nur noch „Pornostudio“ und ich schlief nach anfänglichen Bedenken und viel Alkohol doch noch relativ gut auf der „Pornocouch“. Eine weitere Arschkarte hatten Jörg und Otti erwischt, in deren Zimmer stand nur ein 1,5 Meter langes Stockbett. Ich weiß nicht wer oben und wer unten lag oder ob sie sich beide abgewechselt haben und in Gottesnamen, ich will es auch gar nicht wissen. Aber so richtig gut ausgeschlafen schauten mir die beiden in der Früh nie aus. Warum auch immer… Alle Anderen hatten Glück und fanden in ihren Zimmern normale Betten vor. Birgit schlief mit Reini, Mirjam mit Roman und Alexandra mit Steffi. Letzteres hätte nicht sein müssen, da wären mir durchaus andere Zimmergenossenkombinationen eingefallen.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, zapften wir sogleich das erste 25 Liter selbst kühlende Bierfass an und dann nahm
die gute Stimmung seinen Lauf. Von den fünf oder sechs Schweinehälften die wir dabei hatten, haben wir uns was leckeres gegrillt und mit viel mitgebrachtem Salat verschlungen. Das
Bierzapfen erwies sich anfänglich als schwierig, weil in dem Haus keine anständigen Halblitergläser vorhanden waren. Aber wir sind ja flexibel und schon zu unserem Bierchen gekommen. Es
war echt gemütlich. Bis… Na ja, bis die Küchenspüle nicht mehr ablief, das
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