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Der sechste Tag begann für mich wieder mit Bananenmanschen. Schließlich hatten wir noch zwei Bananenstauden im Kühlschrank. Außerdem dauert
das ne Weile und in der Zeit musste ich schon mal nichts anderes tun. Es war unser letzter „faul am Pool rum liegen Tag“, denn für Freitag hatten wir uns vorgenommen Monaco zu besuchen. Und am Tag darauf war
schon wieder Abschied nehmen angesagt. Also hauten wir uns beim Frühstück mal wieder anständig den Wanst voll, um dann faul in der Sonne zu liegen und gelegentlich im Pool eine Runde zu schwimmen. Nun, das ist
zwar alles sehr schön und gemütlich gewesen, gibt aber von der Textmenge nicht viel her. Deshalb geb ich an dieser Stelle noch eine kleine Anekdote vom Vortag zum Besten.
Noch am Vormittag, also bevor Die Mädels mit Jörg ihre Spazierfahrt unternahmen, wurde, wie fast jeden Tag, auf unserer doch räumlich sehr
begrenzten Terrasse Beach Ball gespielt. Wer den Ball dann nicht erwischte, musste ihn eben holen. Zur Poolseite hin war das kein Problem, da konnte der Ball nicht groß aus. Aber auf der Treppenseite konnte es
schon passieren, das man bis zur Straße laufen musste um den Ball zu holen. Im schlimmsten Fall flog er über die Treppe auf das Nachtbargrundstück. Und das war ein unbebauter, mit Brennneseln und Disteln
bewachsener Hang. Schwer begehbares Gelände also. Wie es nun genau zuging kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, aber im Endeffekt schoss die Alexandra unseren letzten Ball mitten ins stachlige Unterholz. Ja
Bravo! Das wollten wir dann schon sehen, wie sie zwischen dem Unkraut nach dem Ball sucht. Zudem die Distelungetüme allesamt größer waren als unsere Alex.
Haben sie Shrek 2 gesehen? Den gestiefelten Kater mit seinem „ich kann keiner Fliege was zu leide tun – Blick“? Wie auch immer, auf genau
den ist meine große Klappe reingefallen. „Alex, kein Problem, den hol ich Dir nachher raus“. Mann o Mann! Wenn Frauen so schauen, dann: Schnauze halten und verpissen! Aber nein: „Alex, kein Problem, den hol
ich Dir nachher raus“. Ich konnte da ja noch nicht wissen, das dass eine lebensgefährliche Aktion wird. Der Ball geriet alsbald in Vergessenheit und als die Mädels weg waren hatten wir ganz andere Probleme. Ja
genau: die Außerirdischen schlichen sich an.
Auf dem Höhepunkt unserer Wodkaorgie fiel mir plötzlich der blöde Ball und mein Versprechen(r) wieder ein. Seitdem weiß ich: Wodka und
Dornengestrüpp sind eine ungute Kombination! Das Ganze mit einem steilen Hang versehen ist sogar eine sehr ungute Kombination! Und nur besoffene um einen rum ist praktisch der Supergau an unguten Kombinationen!
Wir bildeten sofort zwei Rettungsteams für den Ball. Team 1 bestand aus Reini, Roman, Otti und Michael, während Team 2 aus mir bestand.
Einzelkämpfer halt! Der Plan der Anderen war den Ball mit irgendwelchen langen Gegenständen aus dem Gestrüpp zu angeln. Dabei drückten sie ihn aber immer noch weiter ins stachlige Unkraut. Mein Plan war viel
besser und auch nur oberhalb der 2 Promillegrenze durchführbar: mit Schutzkleidung von oben her den Hang hinabsteigen und den Ball bergen. Ganz einfach. Meine Schutzkleidung bestand aus Badehose und, immerhin,
einem T-Shirt.
Erste Probleme ergaben sich bereits an der 1 Meter hohen Mauer, die unseren Bungalow vom Nachbargrundstück trennte. Ein schwer zu
überwindendes Hindernis ragte vor mir auf. Ich bin 1,93m groß, da können sie sich vielleicht vorstellen wie ich vor der Mauer stand. Die Außerirdischen hatten mir wirklich übel mitgespielt. Nach mehreren
Anläufen hatte ich es aber geschafft das Mäuerchen zu überspringen. Mitten rein ins Gestrüpp. Die ersten Dornen ritzten meine Haut an. Aber die Euphorie über meinen geglückten Mauersprung ließ mich keine
Schmerzen spüren. Noch nicht.
Teil 2 des Plans war dann sehr einfach umzusetzen: den Hang runter gehen. Also „runter“ war einfach, „gehen“ war schwer. Sehr schwer.
Der Hang war doch steiler als meine erste Einschätzung ergeben hatte. Bereits beim zweiten Schritt nach unten spielte mir mein Gleichgewichtsorgan einen Streich und ich machte eine Rolle vorwärts durch Disteln und
Dornen. Als ich einer drohenden Ohnmacht erfolgreich entfliehen konnte, musste ich wahrnehmen das Rettungsteam 1 näher am Ziel war als ich.
Es war doch ein sehr erheiternder Anblick der sich mir da bot: Reini hing kopfüber über das Treppengeländer unserer Freitreppe und suchte im
Dornengestrüpp nach dem Ball, wohlgemerkt nackt, während Roman, Michael und Otti ihn an den Beinen und wer weiß sonst noch wo festhielten. Nun war Eile das oberste Gebot, sonst wäre der Ball futsch. Also
versuchte ich mich wieder zu erheben, was nicht ganz einfach war auf dem abschüssigen Hang. Mittlerweile zeigten meine Beine ein abstraktes Graffiti an wilden Kratzern aller Art. Glücklicherweise befand ich mich
auf einem recht schmerzunempfindlichen Level. Nachdem ich also die Gewalt über meinen Körper zurück erlangt hatte, sondierte ich die genaue Lage der Dinge und entdeckte erst jetzt, dass eine Bergung von oben her
völlig aussichtslos war. Unmittelbar vor mir war eine ziemlich breite Grube im Hang, angefüllt mit einer wilden Pflanzenmischung aus Disteln und riesigen Brenneseln. Bei dem Gedanken was wohl passiert wäre,
wenn ich in dieses Höllenloch gepurzelt wäre, verlor ich schlagartig eine Promille meines Blutalkohols.
Etwas erstarrt musste ich auch noch zur Kenntnis nehmen, das Team 1 soeben Erfolg hatte. Reini hatte den Ball gefunden und dann zogen sie
ihn an den Beinen und wer weiß noch wo wieder über das Geländer. So ein Mist! Mit erwachender Ernüchterung erwachten auch die Schmerzen in meinen Beinen. Also blies ich zum Rückzug. Den Hang rauf zu kreuchen
war zwar einfacher, aber auch anstrengender. Sehr anstrengend! Und wieder musste ich über diesen blöden Mauervorsprung, der von dieser Seite aus wesentlich höher war. Das kostete zusätzliche Energien, die mich
plötzlich im Eiltempo verließen. Und so geschah es, das ich auf der kleinen Mauer hinter unserem Haus beim darüber klettern einschlief.
Fast zwei Stunden lang erholsam wohlige schwärze. Während dieser Zeit haben die anderen Jungs noch schwer mit den Außerirdischen gerungen und
mit anderen Kleinigkeiten, die ich hier nicht näher erwähnen möchte… Als ich dann später einigermaßen klar im Kopf auf die Terrasse kam, waren die Männer schon im Bett zum regenerieren. Ich wollte auf der
Terrasse Wache halten, bin aber erneut auf einer Liege eingepennt. Ja, ja, der Hang war steil! Und da wurde ich dann vorgefunden. Den Rest kennen sie.
Natürlich hab ich der Alex gesagt ich hätte den Ball aus den Dornen geholt und dabei anklagend auf meine verkratzten Beine gezeigt. Ich dachte, sie würde mir ewig dankbar sein, aber sie meinte nur mit einem abschätzenden Blick auf meine Kratzer: „Narben machen Männer interessant…“. He! Danke für`s Gespräch! Nie wieder hol ich irgendeinem Weib irgendeinen Ball nicht aus irgendeinem Gestrüpp! Eine weitere sinnlose Lehre für das Leben an sich.
So, jetzt ist das Geschichtlein doch ganz schön lang geworden, wollen wir uns also wieder Tag 6 zuwenden.
Wo waren wir? Ach ja, Pool und schwimmen und so… Am frühen Nachmittag haben einige sich aufgerafft und sind trotz des Müllstrands noch mal
runter ans Meer. Roman, Steffi, Alex, Otti und meine Wenigkeit. Und siehe da: die Hauptsaison lässt grüßen und der Strand war sauber! Genau genommen haben sie wohl mit einem Bulldozer den ganzen Müll einfach ans
andere Ende geschoben. Aber egal. Es war sauber. Hätten sie nun noch das Meer angeheizt wär`s in Ordnung gewesen. Das Wasser war immer noch genauso…. erfrischend wie zuvor. Außerdem hätte mir ruhig jemand
sagen können das es unklug ist mit total verschrammten Beinen ins Salzwasser zu rennen… Aber es ist immer wieder schön zu Erfahren, wenn der Schmerz nachlässt.
Zur Abwechslung haben wir dann am sandigen Strand ein Sonnenbad genommen. Als wir später wieder rauf zu unserem Haus sind, haben wir, um den
Tag etwas bunter zu gestalten, uns etwas in die Sonne gelegt. Ein absolut faules Pack! Nach dem Abendessen (es gab Grillfleisch und Salat) haben wir Männer uns dann aufgerafft und beschlossen uns im Kartfahren zu
messen. Nur der Reini ging nicht mit, hatte wohl noch Schmerzen im Unterleib… Eine Kartbahn ist dem Jörg beim spazieren fahren mit den Mädels aufgefallen. Damit hatte deren Ausflug auch etwas konstruktives
zu unserem Urlaub beigetragen. Die Alex ging auch mit, wir konnten sie als Fotografin anagieren.
Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie Kart gefahren bin. Außer Mario Kart mit dem Nintendo. Da bin ich allerdings ein Gott! (da werden jetzt
einige kotzen…) Beim live fahren machte ich allerdings mehr…. Schrott. Na ja, kaputt gegangen ist nichts, aber dennoch hatte ich einige Schwierigkeiten. Vor allem in den schnellen, engen Kurven zerrten die
Fliehkräfte doch vehement an meinem etwas erhöhten Eigengewicht. So ergaben sich einige schöne Dreher, es qualmte, rauchte, stank nach Gummi – und unsere Starfotografin machte nicht ein Bild davon. Nun, lange
Rede, gar kein Sinn, es war ne tolle Sache, aber am Ende war ich Letzter und meine Rache wird furchtbar sein.
Dann haben wir uns auf der Heimfahrt noch irgendwo ein ganz hervorragend leckeres Eis reingezogen und sind wieder zum Stützpunkt
zurückgekehrt. An diesem Abend sind wir nicht allzuspät ins Bett, denn morgen stand uns ein anstrengender Tag bevor: Monaco!
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