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Siebzehntes Kapitel: Die Wolken bersten

Früh am Morgen hörten die Zwerge und Bilbo Fanfarenstöße aus dem Lager. Bald kam ein Herold mit der Frage, ob Thorin bereit sei eine neue Botschaft anzuhören, denn Nachrich-

ten seien eingetroffen, die die Lage veränderten. Thorin grinste in sich hinein, und dachte, Dain sei endlich gekommen. Er sagte zu. Doch als ihm am Mittag Bard den Arkenstein unter die Nase hielt, um seine Verhandlungsposition zu verbessern, viel Thorin aus allen Wolken. Er bebte und brüllte in unzähmbarer Wut und er wollte wissen, wie sich Bard des Arkensteins bemächtigt habe. Der brauchte es ihm nicht zu sagen, denn Bilbo gestand seinen Raubzug aus freien Stücken. Thorin war außer sich vor Wut, packte den Hobbit und schüttelte ihn wie ein Kaninchen. Da tauchte Gandalf auf und wollte als Vermittler auftreten, wie er es schon so oft getan hatte, doch dieses mal hatte es keinen Zweck. Er konnte Thorins Zorn nicht schmelzen. Bilbos Plan ging jedoch auf; Thorin ging (zum Schein) auf das Tauschgeschäft, dreizehnter Teil des Schatzes in Gold, gegen den Arkenstein, ein und jagte Bilbo voller Hass von der Mauer. Die anderen Zwerge wagten es nicht sich von Bilbo zu verabschieden, aber man sah ihren Gesichtern an, dass sie diese Wendung der Dinge nicht guthießen. Während sich der Hobbit mit Gandalf, Bard und den Anderen zurück zum Lager machten, schickte Thorin noch mal die Raben aus, mit Kunde für Dain, dass er sich beeilen solle. Am Tag darauf kam Dains Zwergenheer; über fünfhundert kampferprobte Zwerge. Im Kampf gebrauchten sie schwere, beidhändig zu schwingende Äxte, aber jeder hatte

auch ein kurzes, breites Schwert an der Seite und einen Rundschild auf dem Rücken. Ihre Bärte waren gegabelt und geflochten, die Sturmhauben waren aus Eisen, die Stiefel eisenbeschlagen, die Gesichter zum Fürchten. Natürlich verweigerte Bard ihnen den Durchzug, denn mit dieser Besetzung und den Vorräten, die das Zwergenheer mit sich führte, würde Thorin den Berg monatelang gegen eine Belagerung halten können und der Winter stand vor der Tür. Die Zwerge ihrerseits wollten sich aber durch nichts und niemanden aufhalten lassen und so umklammerten sie ihre riesigen Äxte fester und wollten auf die Menschen und Elben losstürmen, während die ihrerseits in Kampfstellung gingen und ihre Bögen gespannt hatten. Doch plötzlich, mit beängstigender Geschwindigkeit, verfinsterte sich der Himmel und eine schwarze Wolke überzog das Tal. „Halt!“ rief Gandalf mit donnernder Stimme und schlug mit seinem Stab einen Blitz, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Vernichtung droht euch allen. Sie naht schneller, als ich ahnte. Die Orks rücken an. Bolg aus dem Norden kommt, o Dain, dessen Vater du in Moria erschlagen hast! Seht die Fledermäuse flattern seinen Scharen voraus, wie ein  Meer von Heuschrecken. Er kommt mit Wolfreitern und Wargen. Herbei, noch ist Zeit, Rat zu halten. Dain Nainssohn soll schnell zu uns kommen!“ So begann eine Schlacht, die niemand erwartet hatte. Sie wurde später die Schlacht der fünf Heere genannt und war ein furchtbares Gemetzel. Auf der einen Seite kämpften die Orks und die wilden Wölfe, auf der anderen Elben, Menschen und Zwerge. Und so war es dazu gekommen: Nach dem Tod des großen Orkhauptmanns war der Hass der Orks gegen die Zwerge neu entfacht. Sie schickten Boten an alle finsteren Orte der Nordlande, um gegen die Zwerge in den Krieg zu ziehen. Sie sammelten sie zu Tausenden in den Tälern des blauen Gebirges, wo unter dem Gundabadberg ihre Hauptstadt war und der Orkfürst der Nordlande residierte: Bolg! Als sie vom Tod des Drachen hörten, zogen sie los, um die Zwerge zu vernichten und die Nordlande unter ihr Joch zu stellen. Die Schlacht war das furchtbarste was Bilbo je erlebt hatte. Mit vielfacher Ãœbermacht fielen die Orkhorden über die neuen Verbündeten her. Diese schlugen sich wacker, aber es dauerte nicht lange und schon lagen zwischen den Leichen der Orks auch viele erschlagene Menschen und Zwerge und so manch schöner Elb, der noch viele fröhliche Feste in den Wäldern hätte feiern können. Bilbo zog seinen Ring auf, denn das wiegte ihn in Sicherheit, aber diese war trügerisch; ein Stein flog in hohem Bogen auf ihn zu und traf seinen Helm, dann fiel er um und wusste von nichts mehr.

Achtzehntes Kapitel: Der Rückweg

Als er wieder zu sich kam, lag er auf den flachen Steinen des Rabenbergs. Die Schlacht schien vorüber zu sein. Bilbo hatte furchtbare Kopfschmerzen. Er bemerkte einen Menschen, der den Hang absuchte. Er rief ihm zu, als ihm einfiel das er ja den Ring noch am Finger trug. Unsichtbarkeit konnte auch von Nachteil sein, sonst hätte man ihn wahrscheinlich schon langst gefunden. Erleichtert nahm der Mann Bilbo mit ins Lager, denn er wurde schon lange vermisst. Gandalf war froh als er Bilbo sah. „Beutlin!“ rief er aus. „Na also! Doch noch am Leben – bin ich froh! Du wirst erwartet!“ Und sie gingen zu einem Zelt, in dem Thorin Eichenschild aufgebahrt lag, mit vielen Wunden, neben ihm auf dem Boden seine zerhauene Rüstung und die schartige Axt. „Lebe wohl, Meisterdieb!“ sagte er. „Ich gehe nun in die Hallen der Erwartung, um dort bei meinen Vätern zu sitzen, bis die Welt neu erschaffen wird. Ich möchte in Freundschaft von dir scheiden und zurücknehmen, was ich am Tor gesagt und getan habe.“ Traurig ließ Bilbo sich auf die Knie nieder. „Lebe wohl, König unter dem Berge!“ sagte er. „Dies ist ein bitteres Abenteuer, wenn es so enden muss; und ein Berg voll Gold kann es nicht gutmachen. Doch ich bin froh, dass ich mit dir durch die Gefahren gehen durfte – das ist mehr als einem Beutlin zukommt.“ Dann starb Thorin Eichenschild, König unter dem Berge. Sie begruben Thorin tief unten im Berg und Bard legte ihm den Arkenstein auf die Brust. Dort soll er liegen, bis der Berg einstürzt. Und so kam es zu Thorins Schicksal: Die Orks griffen aus dem Nordwesten kommend an. Die Elben besetzten den südwestlichen und die Zwerge und Menschen den südöstlichen Ausläufer. Die Orks strömten, um das Tor zu gewinnen, in das Tal und wurden von beiden Seiten attackiert. Zuerst griffen die Elben von Westen her an; dann brachen Dain, der kein Zögern duldete, und die Menschen von Osten los, und die Elben griffen erneut an. Die Strategie erwies sich als erfolgreich, denn die Orks waren am spitzen Ende des Tales gefangen und kämpften an zwei Fronten; dann aber gingen die Fallensteller selbst in die Falle: Orks hatten den Bergpfad erklettert, der sich oberhalb des Tores teilte, und hatten das höher gelegene Gebiet auf beiden Ausläufern des Gebirges besetzt. Aus dieser günstigen Stellung griffen sie die Nachhut der vereinigten Heere von oben an, was den Orks im Tal erlaubte, sich neu zu formieren und frische Truppen heranzuführen, darunter Bolg und seine mächtige Leibwache. Die Elben waren in der Nähe des Raben- 

berges zurückgeschlagen worden, und Dain und Bard verloren auf der Ostseite des Flusses an Boden, als Thorin die gerade erbaute Tormauer zum Einsturz brachte und sich ins Gefecht stürzte. »Hierher! Hierher, o meine Brüder!« schrie er, und alle Kämpfer Dains und auch viele Menschen und Elben strömten zu ihm. Zusammen warfen sie sich auf das Zentrum des Feindes und drangen geradewegs auf Bolgs Leibwache ein; doch sie hatten keine Rückendeckung und wurden allmählich eingeschlossen. Die Verteidiger, welche die Ausläufer nicht verlassen hatten, sahen sich neuen Angriffen gegenüber und konnten nicht helfen. Gerade im richtigen Augenblick stießen die Adler aus dem Westen herab und warfen die Orks von den oberen Berggraten. Nachdem die Berge auf diese Weise vom Feind gesäubert waren, eilten alle Streitkräfte ins Tal, um Thorin beizustehen. Immer noch unterlegen wären sie am Ende doch besiegt worden, wäre Beorn nicht gewesen. In der allerletzten Stunde tauchte er auf, keiner wusste, wie und woher er kam, bahnte sich seinen Weg durch den Ring von Feinden und trug den tödlich verletzten Thorin aus dem Gefecht, kehrte zurück und erschlug Bolg. Als ihr Anführer den Tod gefunden hatte, flohen die Orks nach allen Richtungen, und die meisten kamen entweder im Fluss Eilend, im Waldfluss oder im Düsterwald um. Von Thorins zwölf  Gefährten blieben nur noch zehn: Kili und Fili waren gefallen, als sie Thorin mit ihren Leibern schützten. Die Anderen gingen zu Dain, denn der wurde nun König unter dem Berge und er verfuhr mit dem Schatz zu aller Zufriedenheit. Auch Bilbo hätte seinen dreizehnten Teil des Schatzes bekommen, aber er begnügte sich mit zwei kleinen Kisten Gold und Silber, soviel ein Tragtier eben tragen konnte. Dann wurde es Zeit zum Abschied nehmen von Balin, Dwalin, Dori, Nori und Ori, Oin und Gloin, von Bifur, Bofur und Bombur. Es war ein rührseliger Abschied und sie luden sich gegenseitig ein, doch mal irgendwann vorbeizuschauen.

Bilbo zog mit Gandalf, Beorn und dem Elbenheer zunächst nach Süden, Richtung den Hallen von König Thranduil. Am Saum des Düsterwalds nahmen sie Abschied von den Elben. Da die Orks nun im Norden die Gegend nicht mehr unsicher machten, hatten sie beschlossen am Rand des Waldes entlang zu reiten, um sein nördliches Ende herum durch die Einöde, die ihn vom grauen Gebirge trennte. Es war ein langer und eintöniger Weg und mancherlei Nöte und Abenteuer musste Bilbo noch durchstehen, aber mit Gandalf in seiner Begleitung und Beorn als Führer, konnte nicht allzu viel passieren. So kamen sie im Mittwinter in Beorns Haus an und blieben dort bis zum Frühling. Dann nahmen sie auch Abschied von Beorn, dem Pelzwechsler, der später ein großer Fürst in dieser Gegend wurde und die Menschen aus diesem Landstrich wurden Boerninger genannt, die im Ringkrieg zusammen mit den Waldelben die Nordlande von dem Joch Saurons befreiten. Doch dies ist eine andere Geschichte. Bilbo und Gandalf indes überquerten das Nebelgebirge auf genau dem Pass, auf dem sie gefangengenommen und verschleppt wurden. Doch diesmal war kein Ork zu sehen und so kamen sie am ersten Mai in Bruchtal an. Weiter.     

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