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Mittelerde
Privat
Gästebuch

Siebtes Kapitel: Ein seltsames Quartier

Die dreizehn Zwerge unter Führung von Thorin Eichenschild, ihr Meisterdieb Herr Bilbo Beutlin und der Zauberer Gandalf hatten nach wilder Luftfahrt also endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Was waren sie alle froh! Bei genauer Betrachtung war ihre Lage alles andere als rosig; sie hatten nichts zu essen und auch keine Reittiere mehr. Und dazu kündigte Gandalf an, dass er sie bald verlassen müsse, weil er wichtige Geschäfte im Süden zu verrichten hätte. Aber immerhin glaubte er zu wissen, wie er die momentan missliche Lage der Truppe verbessern konnte. Den Carrock als Zielpunkt hatte er nämlich nicht zufällig gewählt. Nicht allzu weit entfernt wohnte nämlich Beorn, der Fellwechsler. Auf dem Weg zu seinem Haus erzählte Gandalf den Zwergen und Bilbo, dass sich Beorn, wenn er wollte, in einen riesigen Bären verwandeln konnte. Er war ein gefährlicher Gegner, wenn man ihn als Feind hatte. Damit es nicht soweit kam, gab ihnen der Zauberer genaue Anweisungen wie sie sich zu Verhalten hätten, denn Beorn war ein einsamer Einsiedler und ein bisschen seltsam. Er lebte nur mit seinen Tieren in seiner großen Halle und Nachbarn kamen nur ganz selten und, wenn dann allein. Keinesfalls sollten sie vom Fallenstellen und von Pelzen oder gar von Kürschnern reden. Das Beste war sowieso, nur Gandalf würde sprechen und die anderen würden sich nur vorstellen. Um den kauzigen Beorn nicht mit einem Trupp von 14 Bedürftigen zu erzürnen, wendete Gandalf bei ihm den gleichen Trick an, wie er und die Zwerge es einst bei Bilbo getan hatten; nicht alle auf einmal anläuten, sondern schön nacheinander, am besten in zweier Trupps daher kommen. Und genau so machten sie es. Bilbo und Gandalf gingen als Erste. Beorn war gerade beim Holzhacken, als sie vor seinem Haus auftauchten. Wäre Gandalf nicht so geschickt gewesen, hätte er die Fremden wohl sofort davon gejagt. Aber Gandalf war geschickt und er wusste auch um den einzigen Schwachpunkt Beorns; einer guten Geschichte, die dazu noch wahr ist, konnte der Fellwechsler nicht widerstehen. Und so erzählte Gandalf, dass es ihnen übel ergangen sei, wegen dem Ärger mit den Orks. „Orks?!“, sagte Beorn. Beorn hasste die Orks und er hasste auch die Warge und so musste ihm die Geschichte von der Reise über und dann unter die Berge und durch die Lüfte gut gefallen. Und da fiel es auch nicht auf, dass Gandalf in die Geschichte immer mehr Reisemitglieder einwob, die dann (auf Zupfiff) auch prompt wie durch einen glücklichen Zufall vor der Tür standen. Am Ende der Geschichte angelangt, saßen sechzehn Zuhörer um den offenen Kamin von Beorns Halle, wovon fünfzehn einen knurrenden Magen hatten und einer auflachte und sagte: „Das war eine sehr gute Geschichte. Seit langem die Beste, die ich gehört habe. Wenn alle Bettler so was zu erzählen wüssten, wäre ich freundlicher zu ihnen. Natürlich habt ihr euch alles vielleicht bloß ausgedacht, aber trotzdem, für die Geschichte habt ihr ein Abendbrot verdient. Zu Tisch!“  Da waren sie alle sehr glücklich und sehr dankbar. Sie aßen und tranken und später sangen sie, bis ihnen die Augen zufielen. Am Tag darauf waren sowohl Beorn als auch Gandalf verschwunden. Sie wunderten sich sehr und erst kurz vor dem Abendbrot tauchte Gandalf wieder auf. Er erzählte den Zwergen und Bilbo, dass er am Morgen Bärenfährten gelesen habe und ihnen gefolgt sei. Weit nach Westen sei er marschiert, aber dann nicht über den Fluss gekommen und so sei er dann wieder umgekehrt. Und jetzt habe er erst mal Hunger. Am Abend gingen sie wieder zu Bett und wurden am Morgen darauf von Beorn selbst geweckt.   Sie frühstückten   miteinander und  Beorn war bestens gelaunt. Er hatte  im 

 Westen nachgesehen, ob Gandalfs Geschichte stimmte. Und sie hat gestimmt! Er fand die verkohlte Lichtung und er konnte auch einen Ork, der dort noch rumschlich, gefangen nehmen. Aus dem hatte er so einiges rausgekitzelt, dass die Geschichte wahr war und, dass die Orks auf Rache sinnten und bereits nach Südosten ausgeschwärmt waren, um die Zwerge zu fangen. Uns so kam es, dass Beorn die Gemeinschaft mit Verpflegung und Ponys ausrüstete und sie mit vielen guten Ratschlägen und Wünschen nach Nordosten aufbrachen, zum Düsterwald. Die Waldstraße im Südosten zu benutzen schien allen zu gefährlich, nachdem sie wussten, dass sich die Orks dort auf die Suche nach ihnen machten. So wollten sie einen geheimen Pfad benutzen, den ihnen Beorn verraten hatte und der sie einigermaßen sicher zum langen See bringen sollte, jenseits des schrecklichen Düsterwalds. Tag für Tag rückte der Saum des dunklen Waldes näher und damit auch der Abschied von Gandalf. Denn am vierten Tag nach der Abreise von Beorns Halle kamen sie am Waldrand an, der dunkel und bedrohlich aussah. Am Anfang des geheimen Pfades verabschiedeten sich die Zwerge und Bilbo unter großem Jammern und Wehklagen von Gandalf dem Grauen, der sich gen Süden aufmachte und, wenn alles gut ginge, später wieder zu ihnen stoßen wollte. Die Tragtiere nahm er mit zurück zu Beorn, denn das hatten sie ihm versprochen. So machten sie sich also ohne Zauberer in den unheimlichen Düsterwald auf.

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 Chronologie

Achtes Kapitel: Fliegen und Spinnen

Sie gingen hintereinander auf dem engen Pfad, der sich durch den unheimlichen Düsterwald schlängelte. Seinen Namen hatte dieser trostlose Ort nur zurecht; selbst am Tag war es dunkel wie sonst nur in der Abenddämmerung. Von den Nächten brauche ich gar nicht erst zu erzählen; man sah die Hand vor Augen nicht. Fast drei Wochen waren sie in dieser beklemmenden Finsternis unterwegs, seit sie sich am Waldrand von Gandalf getrennt hatten. Keine Tiere schien es in diesem Wald zu geben und bisher hatten sie auch keine Quelle gefunden. Unter keinen Umständen sollten sie den Weg verlassen, das hatte Gandalf ihnen eingebeult. So trottete die Gemeinschaft durch die Finsternis und ihre Vorräte begannen sich in nichts aufzulösen. Noch schlimmer kam alles, als Bombur in einen verzauberten Fluss stolperte und dabei in einen tiefen Schlaf fiel. Sie mussten den dicksten der Zwerge fast eine Woche zu viert tragen, ehe er wieder (sehr hungrig) erwachte. Mittlerweile hatten sie den verdammten Wald fast durchquert, aber das wussten sie nicht, und so war ihre Verzweiflung größer denn je. An diesem Abend nahmen sie einen Lichtschein abseits des Pfades wahr und glaubten Festmusik und vergnügte Stimmen zu hören. Allen Warnungen von Gandalf und Beorn zum Trotz verließen sie den Weg und rannten vor Hunger und Durst gebeugt auf den Lichtschein zu. Und tatsächlich; da war auf einer Lichtung ein großes Fest im Gange, und es wurde ausgiebig gespeist und getrunken. Elben waren es wohl, aber genau konnten sie das nicht sagen, denn als sie in den Lichtschein traten, erloschen wie durch Zauberei alle Fackeln und es wurde schlagartig zappenduster. Die ganze Festgemeinschaft schien sich, in Luft aufzulösen. Doch jetzt fanden sie den Pfad nicht mehr und so wollten sie bis zum nächsten Morgen warten, bis es wieder etwas heller würde. Noch zwei Mal sahen sie den Lichtschein des geheimen Festes und jedes Mal, wenn sie sich ihm näherten, erloschen die Lichter und alle waren verschwunden. Als sie zum dritten Mal versuchten, nach etwas zum Essen zu betteln, erging es ihnen übel; Bilbo hatte die Zwerge in der plötzlichen Dunkelheit aus den Augen verloren und stolperte suchend umher, aber er fand keinen von ihnen und er hörte auch niemanden mehr. Das war einer der schlimmsten Augenblicke für ihn. Es hatte keinen Sinn, in dieser Finsternis zu suchen. Er setzte sich zu Boden und nickte ein. Er träumte von einem leckeren Frühstück, das er in seiner gemütlichen Hobbithöhle zu sich nahm, als er spürte, dass ihn etwas berührte. Etwas wie eine starke klebrige Schnur lag an seiner linken Hand, und als er sich zu bewegen versuchte, merkte er, dass seine Beine schon mit dem gleichen Zeug umwickelt waren, so dass er umfiel, als er aufstehen wollte. Dann ging eine große Spinne, die ihn fleißig eingepackt hatte, während er vor sich hindöste, ihn von hinten an. Er erschlug sie mit seinem Elbenschwert, das er seitdem Stich nannte. Er befreite sich von dem ekligen Zeug und steckte sogleich seinen Ring auf. Denn in den Bäumen wimmelte es jetzt vor riesigen Spinnen. Mittlerweile war es Tag geworden, was unter dem dichten Blätterdach des Waldes gerade mal eine trübe Dämmerung war. Er machte sich unsichtbar auf, um die Zwerge zu suchen, und an einem besonders finsteren Flecken, der ihm auffiel, da fand er sie dann auch. Viele Spinnennetze hingen hier und noch mehr Spinnen krabbelten über die Äste hinweg. Und oben auf einem Baum hingen sie; zwölf Bündel, und aus manchen schaute unten ein Zwergenfuß heraus, hier und da war eine Nasenspitze, ein Zipfel von einem Bart oder eine Kapuze zu sehen. Aber sie lebten noch, soviel konnte er erkennen. Eine wollte sich gerade über den dicken Bombur hermachen, da nahm Bilbo einen Stein auf

und schmetterte ihn der grässlichen Spinne mitten in den fetten Leib. Bum, und die Spinne fiel tot vom Baum. Und noch eine, und noch eine! Denn im Steinwerfen war Herr Beutlin ein Meister. Das schreckte die Spinnen auf, die zwar Bilbo nicht sehen konnten, aber erkannten aus welcher Richtung die tödlichen Geschosse kamen. Da stürzten sie sich alle auf ihn (oder besser in seine Richtung) und so begann er die Spinnen von ihrem gräulichen Lager wegzulocken. Er warf hin und wieder einen Stein auf sie und sang üble Lieder und beleidigte sie in einem fort. Das machte die Spinnen halb wahnsinnig vor Zorn und sie ließen sich von dem Hobbit weit in den Wald hinaus locken. Als es ihm weit genug erschien, schlich er so heimlich, wie es nur Hobbitfüße vermögen, zurück und befreite die Zwerge aus ihren Fesseln. Diese waren in elender Verfassung, doch sie begriffen bald, dass sie hier weg mussten, wenn sie nicht im Handumdrehen wieder verkehrt von den Bäumen baumeln wollten. Und so hinkten sie davon und, obwohl sie noch einmal von den Spinnen eingekreist wurden, schafften sie am Ende die Flucht und legten sich einige Zeit später auf der Festlichtung erschöpft nieder. Doch diesmal stellten sie Wachen auf. Dwalin hatte die erste. Er wunderte sich noch über den Hobbit, denn dieser musste den Zwergen nun natürlich die Wahrheit über seinen Ring erzählen, als es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel und er aufschrie: „Wo ist Thorin?“ Sie hatten ihren Sippenchef Thorin Eichenschild verloren!

Der war nämlich gar nicht in die Fänge der Spinnen geraten, sondern wurde von den Elben geschnappt und verschleppt. Nun sind Elben keine bösen Wesen und im Vergleich zu seinen Gefährten erging es Thorin auch besser, aber Zwerge und Elben mögen sich nicht besonders. So brachten sie Thorin in ihren Palast, der in einem verzweigten Höhlensystem untergebracht war, und der König der Waldelben, um die es sich hier handelte, wollte von ihm wissen, welche dunklen Geschäfte die Zwerge in seinen Wald führten. Doch aus Thorin war nichts herauszuholen und so ließ er ihn im untersten Verließ einsperren, bis er mitteilsamer würde. Weiter mit Kapiter neun

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